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Ella Adaïewsky über das Beethovenhaus in Bonn, 1924

„Jedes Mal, wenn ich mich in dieser reizenden Stadt am Ufer des Rheins mit den von Kastanienbäumen und hundertjährigen Platanen beschatteten Straßen, mit dem Schloss in edlem und einfachem Stil wiederfinde, in dieser Stadt mit ihrem romanischen Münster, dessen vielfache Spitzen sich wie ebenso viele Rufe in den Himmel erheben und von fern die Silhouette der ‚alma mater Bonensis‘ beherrschen, tragen meine Füße mich instinktiv in pietätvoller Pilgerfahrt in jene alte Straße, die Bonngasse, die das Haus einschließt, das den ‚Höchsten‘ geboren werden sah. [...]

 

Eine enge, steile, abgenutzte und altersschwache Holztreppe führt vom Hof in den ersten Stock, der einst von der Familie bewohnt war. Von dort steigt eine weitere kleine, durch ein Holzgitter verschlossene Treppe in den Gipfel, und ich befinde mich vor der Mansarde, die den Unsterblichen hat zur Welt kommen sehen.

 

Ein Strick verbietet den Eintritt – und wer wollte es wagen, diese Schwelle zu überschreiten, wer würde nicht stehen bleiben, bis ins Tiefste seiner Seele bewegt, vor diesem erhaben schmerzlichen Heiligtume mit dem zurücktretenden Dach, erleuchtet von den schrägen Strahlen aus der Dachluke und mit so niedriger Decke, dass ein Mensch von mittlerer Größe darin kaum aufrecht stehen kann? Inmitten dieser vollständig unmöblierten Mansarde erhebt sich auf einem mit Lorbeerkränzen bedeckten Sockel die Büste aus weißem Marmor, von der das Licht auszugehen scheint, das nicht nur die Mansarde erleuchtet, sondern von dort aus auf die ganze Welt ausstrahlt.“